Die Akteure

Silke Lindner
Silke Lindner
  • 1965 geboren in Thüringen, verheiratet, eine Tochter
  • Medizin-Studium,
  • führt seit 25 Jahren eine Hausarzt-Praxis in Hoyerswerda
  • nimmt nun teil an ehrenamtlichen Auslandseinsätzen bei der Hilfsorganisaion „German Doctors“
Ich hatte ja erzählt, dass ich in dieser Stadt mich fremd fühlte... immer dieses Triste und Graue und es ging immer nur um Krankheit. ... Und dann komme ich zu den ersten Trainings. Und dann sehe ich so viele tolle junge Menschen und soviel energetische Menschen, die sich gern bewegen, die sich gern ausdrücken. Also es war für mich Glück. Ja. Und dann diese Gemeinschaft, die fand ich so umwerfend stark. Die 70 Leute, die alle das gleiche wollten. Und wie wir alle uns auch an das Thema des Sacre rangetastet haben, diese Thema des Opfers, ja...
2018
Ich bin in diese Stadt gekommen, hab mich fremd gefühlt und dieses Gefühl habe ich jahrelang behalten, aber vielleicht auch, weil ich mich ein bisschen eingemauert hatte, weil ich gar nicht bereit war... Und dann habe ich für mich auch die Klarheit, dass es eben oft auch an einen selber liegt, wenn man nicht sich zu Hause fühlt oder sich nicht einwurzelt, also das hat immer mit einem selber zu tun.
2018
Angela Schuster
Angela Schuster
  • 1971 geboren bei Hoyerswerda, ledig, eine Tochter
  • Lehre als Hotelfachfrau, Studium Ernährungswissenschaften
  • langjährige Qualitätsprüferin bei einem Unternehmen, das Naturarznei-Mittel herstellt
  • wagt 2016 den Sprung in die Freiberuflichkeit – als Filmemacherin, Autorin und Medienpädagogin
Wenn ich dann daran denke – als Kind da hab ich immer gedacht, dass ich mal was ganz besonderes machen werde. Und wenn ich mich heute treffen würde von damals, dann wäre ich bestimmt enttäuscht von mir.
2014
Also, mein Leben war noch nie so spannend wie jetzt, weil alles, was ich jetzt mache, mache ich nur ein einziges Mal... und selbst wenn es schief geht..., selbst wenn ein Projekt schief geht... am nächsten Tag passiert wieder was Neues, Spannendes. Wie auch immer...
2018
Janina Gräser
Janina Gräser
  • 1976 geboren in Hoyerswerda, ledig, eine Tochter
  • Ausbildung als Ergotherapeutin
  • nach 15 Jahren Tätigkeit Burnout, anerkannte Berufunfähigkeit
  • dann Mitarbeiterin beim Patientenbegleitdienst
  • arbeitet jetzt als Notargehilfin
Ich kam mir ganz lange vor, wie im Hamsterrad und hab für meine Arbeit alles gegeben. 120% war nichts. Dann sollte ich in 30 Wochenstunden 30 Kinder therapieren, 30 Terminpläne machen, 30 mal Arztkontakte und das war alles zu viel.
2014
Ich kann, der Job wird mir hinterher geworfen, die brauchen dringendst Ergotherapeuten überall. Aber ich möchte nicht mehr.... Ich möchte nicht mehr unter die Räder kommen, ich möchte nicht mehr auf jeder Hochzeit tanzen wollen. Ich möchte einfach für mich in Ruhe gesund werden, weil wenn man einmal, ich denke, so tief am Abgrund gestanden hat wie ich – ich will nie wieder dorthin kommen, nie wieder, das waren so rabenschwarze Tage.
2018
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Dorit Baumeister
  • 1963 geboren in Mecklenburg, verheiratet, zwei Kinder
  • Studium Bauingenieurswesen für Hochbau
  • 10 Jahre  tätig in Architekturbüros in Berlin und Regensburg 
  • kehrt 1992 nach Hoyerswerda zurück und arbeitet im Architekturbüro ihres Vaters
  • 1997 Anerkennung Architektenstatus durch AKS Sachsen
  • 2000 übernimmt sie das Büro, erschafft zahlreiche prägende Bauten in Hoyerswerda 
  • seit 2002 Initiierung und Leitung zahlreicher stadtsoziologischer Kunst- und Kulturprojekte zum Umgang mit schrumpfenden Städten
  • 2018 Schließung des Architekturbüros, Fortführung der freiberuflichen Tätigkeit als Innenarchitektin und Kulturaktivisten
  • nimmt zusätzlich eine befristete Anstellung als Citymanagerin in Hoyerswerda an
Wenn ich mein Büro nach dem Marktwert beurteilen würde, müsste ich es schließen. Ich selber kann mir kein Gehalt zahlen, die Wirtschaftlichkeit ist nicht gegeben. Ich unterhalte mein Büro und trage alle Kosten, die der Angestellten, die allgemeinen Bürokosten, die der Versicherungen etc.. Dieser Umstand ist für mich mental nicht einfach … es ist auch nicht einfach darüber zu reden. Ich kann meinen Traumberuf auch nur ausüben, weil ich familiär das Glück habe, dass mein Mann gut verdient und er meinen privaten Lebensunterhalt mit absichert. Ich weiß, dass ich dieses Los auch mit anderen kreativen Freiberuflern teile.
2014
Wir sind an Rahmenbedingungen gescheitert, über die ich noch nicht darüber stehen kann. Zum Teil habe ich mich dabei auch selbst ins Aus gespielt. Es gibt Stimmen, die klingen in diese Richtung: ich sollte von dem hohen Ross runterkommen. Weniger Anspruch, dafür den Ball flacher halten und bereit sein, Aufgaben ohne architektonische Ambitionen anzunehmen, einfach nur Geld verdienen. Aber selbst dafür hab ich mich, ehrlich gesagt, auch verbrannt. Für solche Aufgaben würde auch keiner zu uns kommen. Und ich muss auch ehrlich sagen, da bin ich mir sehr sicher, dann ist der Beruf keine Berufung mehr.
2018
Olaf Bänsch
Olaf Bänsch
  • 1965 geboren in Vorpommern, Witwer, zwei Kinder
  • Ausbildung als Baufacharbeiter, schwere Erkrankung
  • Umschulung als Fernfahrer, arbeitsunfähig nach Bandscheibenunfall
  • Umschulung als Industriemechaniker für Feinwerk und Gerätetechnik
  • zweieinhalb Jahre Sterbebegleitung seiner Frau
  • arbeitet jetzt als Hausmeister
Wir setzen ja Prioritäten, die eigentlich gar nicht da sind, die eigentlich gar nicht wichtig sind. In Italien, Spanien hat mir gefallen, wie die Menschen umgehen mit den alten Menschen und Kindern. Die finden mitten auf dem Dorfplatz... Da spielen welche Musik. Dann die alten Männer mit ihrem Boccia... Dann tummeln sich die Kinder mit den Reifen rum... Zwischendrin sind unser Alter, die hauen sich dann die Birne ganz langsam weg. Das findet alles... Bei uns undenkbar. Wenn hier in Deutschland ein Kind über den Rasen rennt, dann kommt schon der erste Anschiss.
2014
Sämtliche wirtschaftliche Zwänge oder was früher mal wichtig war, Geld verdienen, Wohlstand, den ganzen Scheiß alles, spielt alles schlagartig keine Rolle mehr. Ängste vom sozialen Abstieg und was da alles war, perlt alles ab, ist alles nicht mehr wichtig. So, dann bist du aber aus diesem System raus. Weil ja für alle andern, diese Zwänge noch da sind. Und die das auch nicht verstehen und nachvollziehen können, dass es auch mit viel weniger geht …
2018
Martin Rattke
Martin Rattke
  • 1990 geboren in Hoyerswerda, ledig
  • Ausbildung als Mediengestalter
  • Tätigkeit in einer Merchandising-Firma
  • befristete Anstellung in einer Werkstatt für Menschen mit Bebehinderung
  • studiert jetzt Heilpädagogik in Görlitz
  • arbeitet nebenbei als externe Vertrauensperson in einem Werkstattrat seines früheren Arbeitgebers
Dieser Achtstundentag, den man ja später auch auf Arbeit hat, der wird ja auch in der Schule... der wird ja Stück für Stück... über die Jahre tastet man sich da ran. Das fängt halt mit vier Stunden an, erste, zweite Klasse, bis man irgendwann diesen Achtstundentag erreicht hat... auch logisch und das ist ja irgendwo auch richtig . Aber es ist halt dieser konsequent weitergedachte Sicherheitsgedanke, der einem durch die Eltern schon in der Schulzeit beigebracht wird. .. Was einen dazu zwingt, diese zehn oder zwölf oder dreizehn Jahre Schule durchzuziehen, entgegen dem eigenen Interesse oder entgegen den eigenen Neigungen ist eigentlich die Angst, später nicht konkurrenzfähig sein zu können.
2014
Also, das Leben ist wie ein Baumdiagramm. Es gibt sowieso endlos viele Möglichkeiten, was man machen könnte, soviel Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Ich könnte.. also.. Astronaut, Feuerwehrmann oder Kameramann, es könnte alles sein und ich hab die Zeit rauszufinden, was ich alles kann... Also, im September fang ich an `n Trommelkurs zu leiten. Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie getrommelt. Aber ich werd’s lernen.
2018